Bikejöring - Was ist denn das?

 

Bikejöring - Was ist denn das? 

Das Wort "Jöring" stammt aus dem Norwegischen und bedeutet so viel wie „Fahrsport“. Ursprünglich als reine "Snow"-Variante gibt es heute auch zahlreiche Dryland-Jöring-Disziplinen. Bikejöring zum Beispiel. Der Begriff Bikejöring kommt von den Monohundsportarten des Zughundesports

In diesem Falle heißt das, dass ein Hund (oder auch zwei) im Zuggeschirr einen Radfahrer zieht. Im Unterschied dazu gibt es noch andere Disziplinen. Die häufigsten sind Canicross auch CaniX-Run, wo der Hund einen Läufer zieht und das Scooterjöring oder auch Dogscooter, bei dem ein Tretroller zum Einsatz kommt. In allen drei Varianten ist der Mensch sportlich aktiv an der Teamarbeit beteiligt. Mit dem Fahrrad kann der zweibeinige Sportler den Hund am besten unterstützen, was bedeutet, dass auch kleinere, schnelle Hunde für den Sport geeignet sind.

Die Verbindung zwischen einem Menschen, einem Fahrrad oder einem Scooter und Hund wird durch eine elastische Zugleine, die sogenannte Jöringleine (z.B., Non stop Bungee-Leash 2,8 Meter) hergestellt. Die Leine darf für Wettkämpfe in vollständig ausgezogenem Zustand nicht länger als drei Meter lang sein. Beim Bikejöring und Dogscooter wird diese am Rahmen des Fahrrads befestigt. Um zu verhindern, dass die Leine ins Vorderrad fällt, wenn der Hund abrupt abbremst, verwendet man eine sogenannte Bikeantenne.

Benötigte Ausrüstung für Bikejöring 

Damit sind auch schon die wesentlichen technischen Voraussetzungen genannt. Man benötigt ein Fahrrad, eine Bikeantenne mit Bikeschlupf oder Softschäkel zur Befestigung der Leine, eine Jöringleine und ein passendes (angepasstes) Zuggeschirr für den Hund. Die Zugleine wird mit einem Sicherheitskarabiner am Geschirr des Hundes befestigt. Die Verbindung zum Fahrrad wird über einen schlaufenförmigen Bikeschlupf oder Softschäkel hergestellt, wo die Leine (mit oder ohne Paniksnap) eingehängt werden kann. Da der Paniksnap während der Fahrt ohnehin absichtlich nicht geöffnet werden kann, eignet sich auch ein Karabiner zur Fixierung der Leine.

Gutes Equipment für sicheres FahrenDas Fahrrad

Beim Fahrrad sind Mountainbikes mit guten (hydraulischen) Bremsen empfehlenswert, weil die Belastung auf Rahmen, Gabel und besonders auf die Bremsen, vor allem bei großen und sehr zugstarken Hunden, erheblich sein können. Das Reifenprofil sollte der Strecke angepasst sein. Da teilweise hohe Geschwindigkeiten erreicht werden, ist auch der Schutz des Fahrers sehr wichtig. Helm, Schutzbrille und Handschuhe sind unerlässlich. Schutzwesten mit Protektoren sind in Einzelfällen in Erwägung zu ziehen.

Die Bikeantenne 

Die Bikeantenne hat die Aufgabe, dass die Leine nicht in das Vorderrad fallen kann, wenn der Hund langsamer ist, als das Fahrrad und die Spannung der Zugleine unerwünscht nachlässt. Ein Aufwickeln der Leine in Nabe oder Speichen kann  zu schweren Stürzen führen. Profis mit sehr zugstarken und durchweg schnellen Hunden fahren zum Teil auch ohne Antenne. Das ist aber für Hobbysportler nicht empfehlenswert.

Für die Befestigung der Antenne gibt es verschiedene Techniken. Sie kann beispielsweise mittels Klettverschlüssen am oberen Holm des Rahmens befestigt werden (z.B. Rowerland Bikeantenne), am Headset unterhalb des Lenker (z.B. Non-stop Bikeantenne) oder als abnehmbare Variante wie die Non-Stop Bikeantenne für die Klick-fix-Halterung. Entscheidend ist, dass die Lenkung nicht beeinträchtigt wird und die Antenne sich genau zentral über dem Vorderrad befindet, um das Gleichgewicht nicht zu stören. Unterhalb davon wird dann die Leine mittels Bikeschlupf oder Softschäkel eingehängt und durch die Öse am vorderen Ende der Antenne geführt. Eine abnehmbare Antenne hat den Vorteil, dass die Antenne beim Fahren ohne Hund nicht durch Vibrationen stört.

Zuggeschirr

Ein Zuggeschirr für einen Hund muss genauso optimal angepasst werden, wie ein Laufschuh für einen Läufer oder ein Sattel für ein Pferd. Das Geschirr darf im Bereich des Halses Muskulatur und Luftröhre nicht einengen, aber auch nicht zu locker sein, um nicht zu scheuern. Die Schultern müssen frei beweglich sein, da sich die Schulterblätter des Hundes beim Laufen leicht nach außen stellen, um eine maximale Einatmung zu ermöglichen. Im Bereich des Rippenbogens muss das Geschirr gut anliegen, darf aber auch hier nicht einengen. Der Rücken muss für die extreme Aufkrümmung im vollen Galopp freie Beweglichkeit haben und die Bauchdecke sollte nicht komprimiert werden, damit die Durchblutung der inneren Organe und die Beweglichkeit des Zwerchfells nicht eingeschränkt wird. Da eine genaue Anpassung einiger Erfahrung bedarf, sollte man ein Geschirr immer bei kompetenten Fachhändlern aussuchen, um es auch in der Belastung ausprobieren zu können, damit es optimal passt.

Ist dein Hund für Bikejöring geeignet?

Da Zughundesport immer Teamwork ist und man mit dem Fahrrad die größtmögliche Unterstützung leisten kann, sind auch kleinere und zugschwächere Hunde zum Bikejöring geeignet, sofern sie Freude an der Zugarbeit haben und mindestens 20 km/h schnell laufen können. So schnell fährt auch ein ungeübter Radfahrer auf Wald- und Wiesenwegen, die für den Hund am angenehmsten zum Rennen sind. Bei den Rassehunden eignen sich besonders gut Jagdhunde aufgrund ihrer Schnelligkeit und Ausdauer, angefangen von den Terriern bis hin zu den sehr zugstarken Vorstehhunden, wie dem Deutsch Drahthaar, Deutsch Kurzhaar und Weimaraner. Aber auch Hütehunde aus Arbeitslinien mit großem Arbeitswillen, wie Schäferhunde (DSH, Herder, Malinois), Border Collies und Australian Shepherds zeigen oft große Freude am Zughundesport. Echte Spezialisten sind natürlich die Nordischen Hunderassen (Husky, Grönländer, Samojede, Malamute, Laika) und Europäische Schlittenhunde (ESD), Hounds (Alaskan oder Scandinavian Hounds), Greyster oder German Trailhounds (GTH). 

Im Gegensatz zum Scooterjöring kann man in schwierigen Passagen mit hohem Rollwiderstand, also in längeren oder stärkeren Steigungen und auf sehr weichen Wegen den Hund mit dem Fahrrad problemlos unterstützen, ohne dass es ruckt und damit den Bewegungsablauf des Hundes stört. Das ist gerade bei kleineren und weniger bemuskelten Hunden wichtig, da es sonst Schläge in die Rückenmuskulatur geben kann. Zudem erfordert das Scooterjöring eine erheblich bessere Fitness des Fahrers und ist für Hunde unter 20 kg nicht geeignet, es sei denn man spannt zwei etwa gleichstarke Hunde ein.

Die Sicherheit und das Wohlergehen des Hundes haben höchste Priorität, deshalb ist die Anpassung von Geschwindigkeit, Streckenlänge und -profil auch immer in der Verantwortung des Fahrers, damit der Hund nicht überfordert wird. Sicheres Zeichen, dass der Hund an seine körperlichen Grenzen stößt, ist ein Durchhängen der Leine. Sie sollte immer straff gespannt sein, damit Hund und Mensch bestmöglich in Kontakt stehen. Vor dem Training sollte man den Hund beim Tierarzt durchchecken lassen, um limitierende gesundheitliche Beeinträchtigungen auszuschließen, wie zum Beispiel Herzerkrankungen, Atemeinschränkungen, Stoffwechselstörungen oder fortgeschrittene Gelenkerkrankungen. 

Das Mindestalter für Wettbewerbe im Canicross ist 12 und im Gespannfahren 15 Monate. Im Bike-, Scooter- und auch im Trikejöring sind 18 Monate die untere Grenze. 

Zughundesport ist für jedermann und jederhund was

Bikejöring will gelernt sein 

Im Training beginnt man zunächst mit Grundlagen des Zughundesports, also Geschirrgewöhnung, Konditionstraining, richtungsweisende Kommandos, Überholvorgänge und Gewöhnung ans Fahrrad. Die Grundlagen für den Fahrer kann man im Rahmen eines „Better-Mushing-Seminars“ erwerben, das man auch benötigt, wenn man an Wettbewerben teilnehmen möchte. Der Hund sollte im Geschirr und auf dem Trail über zuverlässigen Gehorsam verfügen und keine Probleme mit belebten oder unbelebten Hindernissen haben.  

Wenn das alles gut funktioniert, kann man den Hund einspannen und mit dem Zugtraining beginnen. Die Streckenlänge und das Tempo sollten an die Fitness des Hundes angepasst sein. Grundsätzlich gilt je höher das Tempo, desto kürzer die Strecke ("speed kills"). Deshalb sollten auch sehr schnelle Hunde im Training runtergebremst werden und bei zugschwächeren Hunden sollte man von hinten nicht zu viel Druck auf den Hund ausüben, sondern das Tempo maßvoll gestalten. 

Man beginnt mit kurzen Strecken von 1-2 km in ebenem Gelände und steigert dann abhängig von der Fitness beider Trainingspartner auf Streckenlängen von 5-10 km (unter Umständen auch deutlich mehr). 

Ein weiterer sehr wesentlicher Faktor sind die äußeren Bedingungen beim Training, also außer der Strecke die Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit. Temperaturen über 15-17 Grad und Luftfeuchtigkeit über 70% sind grenzwertig, da es sonst durch die starke Belastung zu einer Überhitzung des Hundes kommen kann. Das heißt, dass man dann nur in Ausnahmefällen trainieren sollte, den Hund besonders gut beobachten muss und jederzeit Wasser zur Abkühlung vorhanden sein sollte (am besten natürliche Gewässer oder Hundepool). Bei Wettkämpfen sind die Rennleitung und der Renntierarzt dafür verantwortlich, dass die äußeren Bedingungen für ein Rennen geeignet sind. Es werden bei ungünstigen Bedingungen Streckenverkürzungen oder gar Rennabsagen notwendig.

Für Neulinge im Sport ist es sehr sinnvoll, sowohl für die Ausstattung als auch für das Training den Rat eines Fachmanns einzuholen und Seminare zu besuchen, um Frust und Verletzungen zu vermeiden. 


Die richtigen Kommandos 

Die Grundkommandos im Zughundesport beginnen mit dem „Line-out“ am Start. Dabei sollte sich der Hund in eingespanntem Zustand so weit nach vorne bewegen, dass die Leine gespannt ist und dann möglichst ruhig warten. Manche Hunde sind aber gerade im Wettkampfmodus so aufgeregt, dass man einen Starthelfer benötigt, der den Hund bis zum Start festhält. Man kann auch die Impulskontrolle trainieren, sofern man das für sinnvoll hält, um den Stress beim Start zu reduzieren, indem man das Line-out im Alltag ohne Rennsituation immer wieder sehr ruhig und entspannt trainiert.  Als Startkommando eignet sich ein kurzes „Go“ oder „Voran“, manche Fahrer zählen auch den Countdown herunter und der Hund weiß, dass er bei Null starten darf.

Richtungsweisende Kommandos können einfach links oder rechts genannt werden oder klassisch international „haw“ und „gee“, „ahead“ für geradeaus oder einfach „voran“ oder „weiter“. Auch ein Stopp-Signal ist sinnvoll, wenn es zu einem Sturz oder einem Zwischenfall kommen sollte, bei dem ein abruptes Stehenbleiben wichtig ist. „Easy“ oder „speed“ sind die Signale für langsam oder schnell. Es gilt aber, dass jeder, der mit dem Hund fährt, sowohl im Alltag als auch im Zug die gleichen Kommandos verwenden sollte, um den Hund nicht zu verwirren.

 

Bikejöring geht auch im SchneeAbschlusssatz

Wenn Hund und Biker Freude an gemeinsamer Bewegung haben und über die nötigen körperlichen und technischen Voraussetzungen verfügen, ist Bikejöring eine tolle Möglichkeit einen Hund körperlich zu trainieren und auszulasten. Da der Hund dabei angeleint bleibt, ist es auch in Naturschutzgebieten oder während der Brut- und Setzzeit oder bei Hunden, die allgemein nicht abgeleint werden können, eine geeignete Sportart um den Bewegungsdrang des Hundes sinnvoll zu befriedigen. Und es ist ein toller Teamsport für Mensch und Hund, bei dem man sich aufeinander verlassen können muss. 

 

 

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