AWI Europameisterschaft in Bremen 2021

Eine AWI Europameisterschaft in Bremen? Ob das was wird, stand lange in den Sternen. Mehrere Hürden galt es zu nehmen. Die erste galt dem Zuschlag der AWI (Ashley Whippet®Invitational), für den sich Lina und Patrick Engelken stark gemacht hatten. Trotz der dezentralen Lage Bremens in Europa haben sie den Zuschlag erhalten. 

Die AWI ist die erste und mit Abstand älteste Organisation im Dogfrisbeesport. Seit 1975 wird deren Chronik geschrieben, erst ca. 25 Jahre später gründeten sich neue Organisationen und der Sport entwickelte sich rasant. Im Gegensatz zu anderen Hundesportarten gibt es im Dogfrisbee keine zentrale Organisation, welche die Länder weltweit vereinigt und einheitliche Regeln aufstellt. Und so hat jede ihr eigenes Regelwerk. Ähnlich sind sich diese alle. In die Distanzwürfe mit reinem Apportieren wurden mit der Zeit immer mehr Tricks und Sprünge eingebaut und so entstand die Freestyle-Disziplin. Gute Kenntnis der einzelnen Regelwerke ermöglicht einem Mensch-Hund-Team natürlich die Teilnahme an allen Turnieren und Meisterschaften, die von jeder Organisation jährlich angeboten werden. Und so gibt es im Dogfrisbeesport in einem Jahr mehrere Europa- und Weltmeister in den verschiedenen Disziplinen.

Lina Engelken sagt mir, dass sie mit der Organisation zunächst sehr zurückhaltend agiert haben, weil lange Zeit nicht sicher war, ob Europa zu dieser Meisterschaft überhaupt zusammenkommen darf und falls ja, in welchem Umfang und mit welchen Auflagen sie stattfinden konnte. Schuldig an dieser Unsicherheit war auch in diesem Fall natürlich Corona.

Als klar war, dass mit „3G“ ein fast ganz normales Turnier ausgerichtet werden darf, hat das Team um die Engelkens Gas gegeben, damit alle Teilnehmer beste Bedingungen vorfinden und sich wohlfühlen. Es gab die Möglichkeit, auf dem Gelände zu Campen und auch das Handlers-Dinner nach der Konkurrenz konnte in gemeinsamer Runde bei netten Gesprächen genossen werden. 

Adrian Stoica und HurricaneZu den Top-Favoriten im Vorfeld gehörten in diesem Jahr natürlich der Vorjahressieger Adrian Stoica aus Italien, Christina Weiß aus Deutschland, die 2012 und 2017 den combined-Titel gewonnen hatte, Istvan Fodor aus Ungarn, der leider auf halber Strecke wegen seiner alten Hündin wieder umkehren musste und somit leider nicht am Wettbewerb teilnehmen konnte. Seiya Nakano aus Frankreich hatte sich erst drei Tage vor der Europameisterschaft für den Start entschieden und hat sich am Freitag auf dem Last Chance qualifier auch noch erst hat qualifizieren müssen. Auch die Deutsche Julia Zimmermann die mit ihrer Minai 2018 und 2019 den combined-Titel holte zählte zu den Favoriten im T&C only, nahm am Freestyle aber nicht teil.

Der Einzug der Nationen eröffnete wie gewohnt und sogar der Bürgermeister Bremens, Dr. Andreas Bovenschulte konnte für eine Eröffnungsrede gewonnen werden. Nach sehr treffenden und informierenden Worten gab es noch eine Geste besonderer Art. „Da unser Austragungstermin auf den 11. September fiel, haben wir am 20. Jahrestag der Terroranschläge den Opfern gedacht“ sagt Lina Engelken und fügt hinzu, dass es eine Gänsehaut-Atmosphäre war, die manch einem Tränen in die Augen getrieben hat“. Im Anschluss durfte der Bürgermeister auch die erste Frisbeescheibe des Turniers für Fernseh-Star AMeGo werfen ... und der Border Collie machte sogar einen „Catch“!

Drei Disziplinen ergeben drei Sieger. Alle drei Titelverteidiger waren angereist. Die letzte AWI EM fand 2020 in Österreich statt.

Seiya Nagano mit ProteinIm Freestyle only zeigen die Spieler eine zweiminütige Kür zu einer selbstgewählten Musik. Maximal neun Scheiben dürfen verwendet werden, erlaubt ist, was gefällt und den Hund nicht gefährdet. Die Kür sollte möglichst verschiedene Tricks und Würfe beinhalten. Es gibt vier Richter, die jeweils für ein Bewertungskriterium verantwortlich sind. Jeder konzentriert sich auf seinen Part: Hund, Mensch, Team und Catch-Ratio. Letzteres definiert das genaue Verhältnis der geworfenen Scheiben zu den vom Hund erfolgreich gefangenen Scheiben. Die besten Zehn nach der ersten Runde dürfen dann noch mal Freestyle im Finale spielen.

In dieser Disziplin gab es in den vergangenen Jahren immer andere Europameister, was zeigt, dass die Konkurrenz dicht beieinander liegt. 2021 gewann der Italiener Adrian Stoica Hund Inu. Die Vorjahressieger Liliana Steiner und Poppy schafften die zweite Runde der zehn Besten diesmal leider nicht.

37,1 Punkte war die Bestmarke in der Freestyle-Wertung. Neben Adrian Stoica, der in seiner Vergangenheit Stuntman Kampfsportler war, schafften diese auch Andreas Keller mit Velvet, die damit im zweiten Durchgang entscheidend aufholten und am Ende Platz 4 erreichten. Vize-Europameister der AWI im Freestyle only wurde Seiya Nakano mit Protein. Auf Platz 3 landete Stoicas Hurricane, der "combined"-Sieger 2020.

In der Distance-Disziplin T&C only haben die Teams 60 Sekunden Zeit, mit nur einer Scheibe möglichst viele Punkte zu sammeln. Es zählen nur gefangene Scheiben, je weiter diese innerhalb des Spielfeldes fliegt, desto mehr Punkte bekommt das Team. Die meisten Punkte gibt es in der Bonuszone, die allerdings als Halbkreis mit einem Radius von nur 3,60 Metern in einer Entfernung von 36,40 Metern liegt.

Auch in dieser Sparte war der Italiener Stoica der Beste und gewann den Titel. Diesmal mit Iris. Die Hündin lag nach dem ersten Durchgang noch auf Platz 7, überholte dann aber in den zweiten 60 Sekunden der besten Zehn alle anderen und gewann vor Andreas Keller mit Velvet. Dritte wurden die Titelverteidiger Julia Zimmermann und Minai.

Adrian Stoica und InuDer dritte Europameistertitel ist der „combined“-Titel. Für diesen werden die Punkte beider Freestyles mit der ersten Runde T&C addiert. Da Stoicas Iris nicht am Freestyle-Wettbewerb teilgenommen hat, kam sie auch nicht in die combined-Wertung. Freestyle-Sieger Inu erreichte in der distance mit 10,5 Punkten Platz 4 und sicherte sich damit den zweiten Titel. Andreas Keller wurde mit Velvet vor Seiya Nakano mit Protein Zweiter. Damit verteidigte der Italiener Adrian Stoica nicht nur seinen „combined“- Titel, sondern räumte in diesem Jahr auch alle drei Titel ab und unterstrich damit sein Top-Stellung in dieser Hundesportart. In einem WDM-Interview begründete er seinen langjährigen Erfolg mit Fleiß, Kreativität und sagte:

“Freestyle steht für deinen eigenen Stil und deine eigene Interpretation. Ein guter Freestyler sollte in der Lage sein, zu improvisieren, jedoch auch jede Bewegung einstudieren und abrufen zu können. Er sollte wissen, wie und wann der Hund die Frisbee abfängt und wo man die Frisbee liegen lässt. Er sollte jederzeit seine eigenen Bewegungen und die des Hundes unter Kontrolle haben.“

Auch Dogfrisbeesport braucht Nachwuchs

 

Die AWI-Europameisterschaft war einer der Jahres-Höhepunkte in der Dogfrisbeeszene. 3G macht endlich Hundesport wieder möglich. Hoffen wir, dass dies so bleibt.

 

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