Kamera an! Film ab!

Liebling kommuniziert. Er bellt. Immer zwischen den Übungen während der Prüfung. In einem THS-Slalomlauf würde das keinen stören, aber im Obedience ist es unerwünscht. Warum macht Liebling das? Elke ist ratlos und sucht sich Hilfe. 

Shauna Wenzel ist eine von Deutschlands erfolgreichsten Obedience-Sportlerinnen, die auch Online-Seminare und Coachings anbietet. Per Videoanalyse war das Problem in Elkes Ausbildung schnell analysiert. Sie hatte ständig ihre Hand in die Tasche gesteckt. Das war zur Gewohnheit geworden. Aus Sicht des Hundes tat sie das, um seine Belohnung hervorzuholen. Aber auf Turnieren darf nicht gefüttert werden und so kam die Hand immer wieder leer aus der Tasche. Das enttäuschte Liebling jedes Mal und frustrierte ihn. Er begann, seinen Frust durch Geräusche zu markieren.

2017 hat der Deutsche Fußballbund den Videobeweis in der Bundesliga eingeführt, um Fehlentscheidungen durch den Schiedsrichter zu vermeiden. Die Schiedsrichter können heute von umstrittenen Szenen Wiederholungen und Zeitlupen aus verschiedenen Kameraperspektiven besser analysieren und so wird manche Fehlentscheidung, die aus einer Momentaufnahme, aus ein paar Sekunden-Bruchteilen entstanden ist, später korrigiert.

Shauna Wenzel

Genauso wie ein Fußballspieler haben auch unsere Hunde ein Recht auf diese faire Analyse ihrer Leistung. Denn viel zu oft werden Auslöser für Fehler nicht erkannt. Dann bleiben richtige Reaktionen und Handlungen unserer Hunde unerkannt und somit auch unbestätigt oder falsch sanktioniert

Möglichkeiten und Nutzen

Hunde sind Meister im Beobachten und Lesen unserer Körpersprache. Schon kleinste Veränderungen wahrzunehmen. Oft sind es nur kleine, unbewusste Gesten, die ein Hundeführer unbemerkt macht, unserem Vierbeiner aber nicht entgehen. Sind diese kleinen Bewegungen wiederholend, lernt der Hund. Sie sind für ihn Teil der Kommunikation und gehören zur Ausbildung. Meistens führen die „Fehler“ des Hundes dann zu Das-hat-er-noch-nie-gemacht-Feststellungen und zu ärgerlichem Punktverlust. Viel zu selten wird das Handeln des Hundeführers im Detail analysiert. 

Um genau diesem Problem entgegenzuwirken, kommt nun das Videoformat ins Spiel. Und gerade jetzt, in einer Zeit, in der wir viel mehr allein trainieren müssen als vielleicht sonst, kein Team haben, ist der Griff zur Kamera nicht nur hilfreich, sondern auch ratsam. Denn dies ist nicht nur fair unseren Hunden gegenüber, sondern sorgt vor allem für ein viel effektiveres Training und damit für einen schnelleren Erfolg. 

Shauna Wenzel nutzt die Videoanalyse in ihrem Training schon seit zehn Jahren. Der Erfolg gibt ihr recht. Mit ihrem Border Collie Cedric war sie sechsmal auf der VDH Deutschen Meisterschaft und viermal auf der FCI Weltmeisterschaft im Obedience dabei. Beide haben hervorragende Platzierungen erreicht. „Das Filmen ist für mich zunehmend wichtiger geworden, weil während einer Trainingseinheit viele Sachen passieren können, die man oft gar nicht in dem Moment registriert. Erst wenn ich mir dann später mit einer Tasse Kaffee das Video anschaue, kann ich verstehen, warum der Hund plötzlich so reagiert oder sich anders als erwartet verhalten hat. 

Das Video liefert damit eine sehr wertvolle Informationsquelle zu meinem Training, gerade wenn ich allein trainiere.“

Aber nicht nur im Obedience ist die Filmerei wichtig, auch im Agility können besonders gut Laufwege und Körperhaltungen des Menschen in Zeitlupe analysiert werden. Im IGP-Sport sieht man kleine Führerhilfen und körpersprachliche Reaktionen des Hundes auf die Aktionen des Helfers. Im Dogfrisbee kann man beispielsweise leichter die eigene Wurftechnik korrigieren, wenn der Hund Probleme beim Fangen hat.

Kameraposition für Distanzkontrolle im Obedience

 

Was gibt es zu beachten?

Auf jeden Fall die richtige Position. Die Kamera muss so aufgestellt werden, dass sie genau die Ausschnitte einfängt, die man trainieren möchte. Shauna Wenzel differenziert dabei zwischen Übungsdetail und Gesamtübung.

„Für die Distanzkontrolle sind etwa alle vier Pfoten des Hundes sehr wichtig, d.h. die Kamera sollte nah am Hund und in einem gewissen Winkel stehen. Da es vor allem um die Bewegung des Hundes geht, muss der Hundeführer nicht im Bild sein. 

Willst du dagegen das Vorausschicken in den Kreis für die Klasse 3 üben, wäre es sinnvoll, entweder von vorne oder von hinten zu filmen. Damit kannst du dann auf dem Video erkennen, ob der Hund wirklich gerade läuft. Wenn es dir um die ganze Übung geht, gestaltet sich der richtige Rahmen schon schwerer, da sich die Übungen oft über viel Fläche verteilen. Die Kamera musst du dann so hinstellen, dass alle Bestandteile im Bild sind. Das wird oft nur mit etwas Abstand möglich sein, dann ist die Qualität allerdings nicht so gut. Das Video eignet sich dann eher für einen groben Überblick, lässt aber keine Details erkennen.“ 

Zum Glück hat heute fast jeder ein Handy immer dabei, mit dem ein Großteil der Aufnahmen ohne Aufwand möglich ist. Lediglich in ein einfaches Handystativ muss investiert werden, dann kann es direkt losgehen. Das Stativ muss im Training immer wieder neu ausrichtet werden, weil es nur einen gewissen Radius filmen kann. Mittlerweile gibt es aber sogar Kamera-Roboter oder Handyhalterungen, die ein bestimmtes Objekt, in unserem Fall könnte das der Hund sein, tracken und so automatisch verfolgen. Und die Technik wird sich auch immer noch weiterentwickeln.

Die Analyse

Grundsätzlich gibt es immer verschiedene Wege der Nachbereitung. Shauna hat sich anfangs nach dem Training daheim immer das gesamte Video angeschaut und Notizen gemacht, aus denen sie dann einen Plan für das nächste entwickelt hat. „Das Analysieren einer Einheit kostet mehr Zeit als die Einheit selbst“, gibt sie zu, ergänzt aber, dass es mit zunehmender Erfahrung immer einfacher wird und ihr der Prozess unwahrscheinlich viel in ihrer Entwicklung als Hundetrainerin geholfen hat. Wenn ich nicht dabei bin, mein Training für einen Kurs zu filmen, dann schalte ich nicht bei jedem Training die Kamera ein. Ich filme dann vor allem Übungen, bei denen wir gerade hängen bleiben und Einheiten, in denen ich neue Ideen ausprobiere. Bei regelmäßigen Videos kann man auch im Laufe der Zeit die Fortschritte erkennen. 

Fazit: Die Videoaufnahmen bieten uns die Möglichkeit, Trainingssituationen immer wieder anschauen zu können und besonders schnelle Situationen in Zeitlupe abzuspielen. Das sorgt dafür, dass wir Fehler schneller feststellen und beheben können. Am Ende bringt uns die Analyse des Videos also einen großen Schritt weiter im Training.

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