Krallenschneiden
Wenn sich die Krallen deines Hundes nicht auf natürliche Weise ausreichend abschleifen, musst du nachhelfen und zur Schere greifen. Zu lange Krallen sind ein Verletzungsrisiko und können langfristig sogar zu Haltungsschäden führen. In diesem Artikel erfährst du, worauf du beim Schneiden achten musst und wie du deinen Hund behutsam an die Pfotenpflege gewöhnst – damit das Ganze stressfrei für euch beide zur Routine wird.
Zu lange Krallen werden über kurz oder lang für deinen Hund zum Problem. Auf glatten Böden verliert er dadurch leicht den Halt, da sie den natürlichen Bewegungsablauf stören und ein sicheres Abrollen der Pfoten verhindern. Besonders bei älteren oder unsicheren Hunden steigt dadurch die Gefahr, auszurutschen und sich zu verletzen. Außerdem können lange Krallen reiben, einreißen oder absplittern. Solche Verletzungen und wunde Stellen sind nicht nur schmerzhaft, sondern heilen auch langsam und können sich leicht entzünden. Auf Dauer drücken überlange Krallen zudem ins Nagelbett und können die Zehen zur Seite drücken. Dadurch verändert sich der gesamte Stand der Pfote, was die Gelenke belastet und langfristig Fehlstellungen oder Arthrose begünstigen kann.
Natürlicher Abrieb auf Asphalt
Wie die Finger- und Fußnägel beim Menschen wachsen auch die Krallen eines Hundes ständig nach – im Durchschnitt etwa ein bis zwei Millimeter pro Woche. Idealerweise nutzen sie sich durch alltägliche Aktivitäten wie Laufen, Graben, Scharren oder auch gelegentliches Knabbern ganz von selbst ab. Besonders bei Stadthunden, die häufig auf Asphalt unterwegs sind, reicht der natürliche Abrieb meist aus, um die Krallen auf einer gesunden Länge zu halten. Hier ist das Krallenschneiden nur selten oder mitunter gar nicht notwendig, und es genügt, die Krallen regelmäßig zu kontrollieren. Anders sieht es hingegen bei Hunden aus, die überwiegend auf weichem Untergrund wie Gras oder Waldboden laufen. In solchen Umgebungen fehlt der nötige Widerstand, sodass die Krallen schneller nachwachsen, als sie sich abnutzen können – und regelmäßiges Schneiden wird erforderlich.
Die Krallen sind zu lang, wenn …
• … sie beim Stehen den Boden berühren,
• … sie beim Laufen klackernde Geräusche auf dem Boden verursachen,
• … sie länger sind als die Pfotenballen.
Krallenschneiden ist kein Hexenwerk
Stellst du bei deinem Hund solche Anzeichen für zu lange Krallen fest, sollte unbedingt nachgeholfen und die Krallen gekürzt werden. Wer sich beim Schneiden unsicher fühlt, kann diese Aufgabe problemlos einem Tierarzt oder Hundefriseur überlassen. Laut aktueller Gebührenordnung können Tierärzte dafür den einfachen Satz von 10,26 Euro berechnen, es ist aber auch der zweifache Satz von 20,52 Euro oder sogar der dreifache Satz von 30,78 Euro möglich. In manchen Praxen ist das Schneiden der Krallen auch als Teil einer allgemeinen Untersuchung mit im Preis enthalten. Alternativ kannst du dir zeigen lassen, worauf zu achten ist und selbst Hand anlegen. Krallenschneiden ist wirklich kein Hexenwerk und kann von jedem Hundehalter selbst gemacht werden. Wichtig ist nur, dass der Hund die Mani- beziehungsweise Pediküre als etwas Positives erlebt. Am besten hat man schon im Welpenalter begonnen, den Hund daran zu gewöhnen. Wenn der Hund früh gelernt hat, dass das Berühren seiner Pfoten etwas völlig Normales ist und dabei nichts passiert, wird er auch später gelassen bleiben, wenn es ans Schneiden geht. So wird das Krallenschneiden schnell für Euch beide zur Routine.
Das Leben wächst mit
Bevor du loslegst, musst du noch wissen, dass sich die Krallen deines Hundes anatomisch in einem entscheidenden Punkt von den menschlichen Finger- oder Fußnägeln unterscheiden: bei uns liegen die robusten Nägel flach auf dem empfindlichen Nagelbett auf. Egal, wie lange wir sie wachsen lassen – das Nagelbett verändert sich nicht, weshalb selbst sehr lange Nägel komplett gekürzt werden können. Bei Hunden ist das anders. Ihre Krallen sind bis fast an die Spitze von Blutgefäßen und Nervenbahn durchzogen. Dieses sogenannte „Leben“ wächst mit – eine lange Kralle lässt sich daher nicht einfach auf Normalmaß kürzen, ohne dabei den Hund zu verletzen. Denn das Leben ist sehr empfindlich – wird es angeschnitten, tut dies nicht nur sehr weh, sondern blutet auch stark. Sehr lange Krallen darfst du deshalb nur um wenige Millimeter kürzen oder feilen, dafür aber umso häufiger. Auf diese Weise gibst du dem Leben Zeit, sich langsam zurückzuziehen. Besser ist deshalb, es so weit erst gar nicht kommen zu lassen und die Krallen dauerhaft kurz zu halten – desto einfacher ist die Krallenpflege in Zukunft.
Wichtige Utensilien zum Krallenschneiden
Um die Krallen sicher und effektiv zu schneiden, brauchst du die richtigen Werkzeuge. Dazu gehören:
• Eine Krallenzange oder Krallenschere, passend zur Größe des Hundes. Sie sollte gut in der Hand liegen und scharfe Schneiden besitzen, damit die Kralle sauber und ohne zu splittern abgetrennt wird.
• Eine Taschenlampe oder gutes Licht, um bei dunklen Krallen das Leben besser erkennen zu können.
• Leckerlis, um den Hund nach dem Schneiden zu belohnen und positive Erfahrungen zu schaffen.
• Blutstillende Wattepads oder Puder (zum Beispiel ein Alaunstift), für den Fall, dass doch einmal eine Kralle zu weit gekürzt wird.
• Ein Krallenschleifer (optional), der besonders bei Hunden mit harten oder spröden Krallen eine sanfte Alternative darstellt. Er kann auch helfen, scharfe Kanten nach dem Schneiden abzurunden.
So ausgerüstet, kann es direkt losgehen: Wichtig ist eine ruhige Atmosphäre ohne Stress, Hektik oder Zeitdruck. Der Hund sollte bequem liegen, zum Beispiel auf seiner Decke oder in seinem Körbchen. Wenn er darf, eignen sich auch Couch oder Bett gut, denn dort kannst du dich neben ihn setzen. Das wirkt weniger bedrohlich, als sich über ihn zu beugen, und hilft vielen Hunden, sich zu entspannen.
Krallenschneiden positiv verknüpfen
Lass deinen Hund zunächst in Ruhe an der Krallenzange schnuppern. Nimm dann vorsichtig eine Pfote in die Hand und halte sie sanft, aber sicher – ohne Druck auszuüben. Wichtig ist, dass dein Hund dabei stabil steht oder liegt, um Verletzungen durch plötzliches Zucken oder Zurückziehen der Pfote zu vermeiden. Bei hellen Krallen kannst du das sogenannte „Leben“, also den durchbluteten Bereich, gut erkennen. Setze die Krallenzange mit etwa einem Millimeter Abstand zum Leben an und drücke sie vorsichtig zusammen, ohne zu quetschen. Achte dabei immer auch auf die Körpersprache deines Hundes. Wenn er entspannt bleibt, ist alles in Ordnung. Zuckt er jedoch mit der Pfote, sobald du die Zange zudrückst, oder zieht sie zurück, bist du dem empfindlichen Bereich vermutlich zu nah gekommen. Dann setze die Zange ein Stückchen weiter Richtung Spitze neu an. Ist die Kralle gekürzt, belohne deinen Hund anschließend ausgiebig. Am Anfang muss auch nicht gleich die ganze Pfote bearbeitet werden. Gerade zu Beginn reicht es völlig, wenn du dich Kralle für Kralle langsam herantastest – Hauptsache, dein Hund macht die Erfahrung, dass nichts Schlimmes passiert und eine Belohnung auf ihn wartet.
Dunkle Krallen schneiden
Etwas schwieriger wird der Schnitt bei dunklen Krallen. Hier ist das Leben von außen kaum oder gar nicht zu erkennen. Manchmal hilft es, eine starke Taschenlampe von hinten oder seitlich an die Kralle zu halten – mit etwas Glück lässt sich der durchblutete Bereich so erkennen. Taste dich trotzdem Millimeter für Millimeter vor. Je näher du beim Schneiden an das Leben herankommst, desto dunkler erscheint der Nagel in der Mitte. Hat er die Form eines schwarzen Punktes angenommen, ist das ein deutliches Zeichen, dass du nicht weiter schneiden solltest.
Wolfskralle nicht vergessen!
Auch die sogenannte Wolfskralle benötigt ab und an einen Schnitt. So wird die zusätzliche Kralle bestimmter Rassen genannt, die anatomisch dem Daumen entspricht und an der Innenseite der Hinterläufe sitzt. Weil sie keinen Bodenkontakt hat, wächst sie ungehindert weiter. Wird sie nicht regelmäßig gekürzt, kann der Hund beim Spielen oder Toben daran hängenbleiben und sich die Kralle teilweise oder ganz abreißen. Es besteht auch Gefahr, dass sie in die Haut einwächst, was schmerzhaft ist uns sich leicht entzünden kann. Deshalb solltest du sie regelmäßig kontrollieren und bei Bedarf kürzen. So beugst du Verletzungen vor und ersparst deinem Hund unnötige Schmerzen.