Interview mit FCI Weltmeisterin Obedience 2023 Lotte Nordli

Wenn ein Team auf den Punkt abgeliefert hat, dann Lotte Nordli aus Norwegen! Sie gewinnt mit ihrem Border Collie Bondi die Obedience WM 2023


Nach dem überragenden Auftreten von Lotte Nordli und ihrem Sieg habe ich sie nach einem Interview gefragt – glücklicherweise hat sie ja gesagt! 

Erzähl mir von Bondi und dir! Wie alt bist du? Was bist du von Beruf? 

Ich bin 36 Jahre alt, examinierte Krankenschwester und Hundefan fürs Leben! Mein erster Wettkampf war 2009, mit meinem Tervueren Cirka. Ich dachte, es wäre großartig gelaufen – nur um dann festzustellen, dass wir nur knapp den ersten Preis gewonnen haben. Dieser Moment war der Beginn meiner ewigen Suche nach dem perfekten Bild davon, wie Obedience Übungen aussehen sollten. 

 

 

Lotte NordliWann hast du erkannt, welches Potenzial in Bondi steckt?

Im Jahr 2019 kaufte ich diesen aufgeweckten kleinen Welpen von Lisa Hansson. Vom ersten Tag an ging er mir unter die Haut und hatte immer diesen erstaunlichen Willen zu arbeiten und mit echter Freude zu interagieren: „Was sollen WIR tun?“ Wenn dich das jemand fragt und dann den ganzen Tag lang eifrig allem zustimmt, was du sagst, dann fördert das wirklich die Beziehung. Wir. Zusammen. Eins. Das ist vielleicht das, was ich an Bondi am magischsten finde. Er ist ein sehr aufmerksamer Hund. Manchmal kann ich mir nicht erklären, woher er Dinge weiß – er liest mich wie ein offenes Buch.

Ich habe immer daran geglaubt, dass Bondi eines Tages Weltmeister sein wird. Ich habe Vertrauen in mein eigenes Können, und dieser Hund hat mir nie etwas anderes als Qualität gezeigt. Das war von Anfang an mein Ziel. Ich wusste nicht, wann es passieren würde – das hat immer auch etwas mit Zufall und Glück zu tun – und schon gar nicht, dass es so bald passieren würde, aber ich war mir immer sicher, dass es möglich ist. 

In meinem Trainingstagebuch hatte ich mir für die WCO vorgenommen, mir keine Gedanken über Punkte zu machen, den Hund mit Ruhe und Kontrolle zu führen ("stille Konzentration" und "ruhige Kraft") und (für mich) zu versuchen, in irgendeiner Form Spaß zu haben oder zumindest Dankbarkeit dafür zu empfinden, dass ich an einer solchen Veranstaltung mit all diesen tollen Hundeführern teilnehmen durfte. Ich habe die Wettkämpfe früher wirklich nicht besonders gefeiert. Ich glaube, ich habe alle drei Ziele erreicht, und ich freue mich darauf, die erreichten Ziele für Juni abzuhaken! 

Meine Trainingsphilosophie basiert auf wissenschaftlichen Prinzipien. Ich habe mehrere Jahre lang Lerntheorie studiert. Außerdem lege ich großen Wert auf die Freiheit des Hundes. Früher hieß es, man solle den Welpen Welpe sein lassen, ihn in Ruhe lassen, nicht zu früh trainieren – ich tue nie etwas anderes, als den Hund Hund sein zu lassen und meinen Hund zu motivieren, sich zu entscheiden. Ich sehe meine Aufgabe darin, die Entscheidungen des Hundes immer näher an meine Ziele heranzuführen. In unserem Team und unserer Arbeit sollte immer Platz für den Hund, seine Meinung und seine Persönlichkeit sein. Und natürlich die Bezahlung! Wenn man einen Job macht, wird man dafür bezahlt. Auch mein Hund wird für seine Leistung bezahlt. 

 

Wie oft trainierst du? 

Ich trainiere sehr viel. Am liebsten trainiere ich jeden Tag und mit langen Trainingseinheiten. Wenn man etwas wirklich gut machen will, muss man es viele, viele Male tun. Ich brauche also ein Trainingssystem, das den Hund dazu bringt, mehrmals täglich üben zu wollen. Er soll lieben, was wir tun – aber ohne nur in Formel-1-Geschwindigkeit zu arbeiten. Denn zu Schnelligkeit neigen die Hunde, wenn alles nur noch Spaß und Belohnung ist. Normalerweise setzen wir dann etwas Druck ein, um sie zu beruhigen. Und dann macht es dem Hund nicht mehr so viel Spaß und er will nicht mehr so oft trainieren. Das ist eine Falle, in die ich nicht tappen wollte. Ich möchte in der Lage sein, meinem Hund zu sagen, dass etwas nicht in Ordnung ist, ohne dass er aufgibt oder traurig wird. Stattdessen sollte er in der Lage sein, den Stress zu regulieren und selbst zu versuchen, eine Lösung zu finden.

 

Was ist für dich das Wichtigste im Training? 

Was das Wichtigste in meiner Ausbildung ist? Ich weiß es nicht. Ich würde sagen, Kommunikation vielleicht. In meinem System ist nichts zufällig. Ich kann keinen einzigen Teil herausnehmen, weil alles Teil des Gesamtkonzepts ist. Ein Motto habe ich nicht. Man muss einfach Zeit ins Training investieren – auch wenn man müde ist, auch wenn es regnet, auch wenn man lieber zu einem Gala-Dinner gehen würde. Ich bin immer noch ein bisschen traurig, dass ich das Hauptgericht bei der Gala verpasst habe, um mit meinem Hund bis Mitternacht im Scheinwerferlicht des Autos zu trainieren. Ich werde auf jeden Fall mit meiner Teamkollegin Beth essen gehen, weil sie auch das Dinner ausgelassen hat, um mir zu helfen. Dafür liebe ich sie (auch)! 

Es ging nicht darum, Details des Programms zu trainieren, sondern darum, dass sich mein Hund austoben und seine Verrücktheit beruhigen konnte. Um dann um 6 Uhr morgens gleich wieder auf dem Trainingsplatz zu sein und noch etwas zu üben, bevor ich als Starter Nummer 1 in den Ring ging. Vielleicht war es ein bisschen zu viel. Ich bin auf Nummer sicher gegangen, aber rückblickend hätte ich etwas weniger tun und mich vielleicht ein bisschen mehr entspannen können. 

 

Wie liefen deine Qualifikationswettkämpfe? 

Die Wettkämpfe für die WCO liefen gut. Wir hatten am Ende die meisten Ranglistenpunkte. Damit sind wir zur WCO in Oviedo gefahren, wo wir beide unsere Aufgaben größtenteils gut gelöst haben.

 

Weltmeisterhund BondiWorauf achtest du, wenn du ein Mensch-Hund-Team beobachtest? Was ist dein Motto, falls du eines hast? 

Wenn ich ein Team beobachte, ist es für mich am wichtigsten, wie Mensch und Hund kommunizieren. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten. Kommunikation ist eine Stärke. Ich glaube, dass es den Lernprozess beschleunigt, wenn man miteinander spricht. 

Hunde sind schlau – wenn wir Vertrauen in den Trainingsprozess haben und keine Angst davor haben, Fehler zu machen, können wir das Beste aus ihnen herausholen. Wenn wir Angst vor Fehlern haben, neigen wir dazu, ihnen zu sehr zu helfen und erschaffen kleine Nachahmer: "Mach einfach, was du letztes Mal gemacht hast. Nicht nachdenken." Das bringt uns aber in Schwierigkeiten, wenn die Dinge kompliziert werden. Stattdessen sollten wir den Hunden ihre Aufgabe wirklich verständlich machen und sie herausfinden lassen, welche Variationen dieser Aufgabe sich nicht auszahlen. 

Möchte ich viele Rückrufe ohne Stopps machen, damit die Rückrufe mit Stopps gut sind? Oder bringe ich dem Hund bei, dass es sich für ihn nicht lohnt, die Stopps zu antizipieren und von sich aus die Geschwindigkeit zu ändern oder anzuhalten, und dass er stattdessen die Übung nur erfolgreich meistert, wenn er die ganze Zeit in einem gleichmäßigen Tempo läuft, egal wie viele Stopps es gibt?

Dies ist eines meiner Grundprinzipien. Ich möchte, dass der Hund genau weiß, was er tun und was er nicht tun soll. Andernfalls verbringe ich 80 bis 90 Prozent meines Trainings damit, an sekundären Problemen zu arbeiten und nicht an den eigentlichen Übungen, also z.B. zu versuchen den Hund davon zu überzeugen, dass er nicht stoppen wird, wenn es später in der Übung aber von ihm verlangt wird. Meiner Meinung nach ist das Zeitverschwendung. 

Es braucht eine gewisse Zeit, ja, aber wenn man erst einmal am Ziel ist und der Hund die Übungen wirklich verstanden hat, machen die Wettkämpfe einen tatsächlich besser und zeigen einem nicht nur, was alles korrigiert werden muss, bevor man am nächsten teilnimmt.

 

Vielen Dank und weiterhin ganz viel Erfolg! 

Fotos: @Lotte Nordli

aus dem Englischen übersetzt: Michaela Frank (Sporthund)

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