Bästa starten / Der beste Start

Engagement, Fokus und Freude des Hundes sind das Grundrezept, wenn du mit ihm eine Sportart erfolgreich ausüben willst. Wie du als Halter deinen Hund dazu motivieren kannst, erklären die Schwedin Maria Brandel und die Norwegerin Siv Svendsen in ihrem Ratgeber „Bästa starten“. Nun erscheint das Buch unter dem Titel „Der beste Start“ auch in Deutschland. Sporthund hat deshalb mit Maria Brandel darüber gesprochen.

Maria, was hat dich und deine Mitautorin Siv dazu motiviert, das Buch zu schreiben?

Maria Brandel: Diese Frage liebe ich, denn ich habe wirklich eine Antwort darauf. Siv und ich haben bemerkt, dass Menschen – egal, welche Sportart sie mit ihrem Hund trainieren - sehr gut darin sind, den Moment zu trainieren. Damit meine ich das, was der Hund gerade tut. Das Problem aber ist, dass dies der einfachste Teil des Hundetrainings ist. Schwieriger und wichtiger ist hingegen, Engagement zu schaffen. Das bedeutet, dass du deinen Hund nicht immer wieder anstacheln und motivieren musst, sondern dass der Hund dich fragt, was er tun soll. Das Gleiche gilt für den Fokus: In so ziemlich jeder Disziplin ist es von Vorteil, wenn der Hund fokussiert arbeiten kann. Aber es wird sehr wenig darüber geredet, wie man diese Eigenschaften konkret hervorheben kann. Ein Beispiel: Mit dem Border Collie meiner Schwester habe ich anfangs nur an Fokus, Engagement und Parcours gearbeitet. Mit sieben, acht Monaten kannte er deshalb eine Menge Grundlagen, aber keine einzige Übung. Meine Schwester sah sich das an und sagte: „Aber er kann doch gar nichts.“ Ich antwortete: „Er kann sich konzentrieren, wo immer wir sind, und er kann in der Gesamtheit und der Sequenz arbeiten, wo immer wir sind. Das ist viel, viel schwieriger.“ Mit anderthalb Jahren nahm ich mit ihm am ersten Ranglistenwettkampf teil. Das ist der vielleicht anspruchsvollste Wettkampf überhaupt, denn er findet jährlich auf der Stockholmer Messe statt, wo es extrem viele Störungen gibt. Er schnitt als einer der Besten in Schweden ab, eben weil er sich so gut konzentrieren konnte und engagiert war. Im Nachhinein hat meine Schwester dann verstanden, wie wichtig also diese Grundlagen sind.

Wie kam es, dass du mit ihrem Hund trainierst?

Maria Brandel: Sie hat viele Border Collies und hat Spaß daran, sie zu trainieren. Aber es macht ihr keinen Spaß, an Wettkämpfen teilzunehmen. Daher bin ich diejenige, die dies tut. Am Anfang hat sie Oj ziemlich viel trainiert, aber das macht sie nun nicht mehr. Aber sie trainiert natürlich ihre jüngeren Hunde.

Wie bist du eigentlich selbst zum Hundesport gekommen?

Maria Brandel: Ich habe Mitte der achtziger Jahre mit dem Hundetraining begonnen. Ich hatte mir damals einen Cocker Spaniel zugelegt. Weil ich noch sehr jung war, kümmerte sich meine Mutter um ihn. Sie fand, dass er nicht besonders gehorsam war, also sollte er an einem Kurs im Gebrauchshundeclub teilnehmen. Zuerst begann meine Mutter damit, dann schloss ich mich ihr an. Ich war sofort fasziniert, als ich all die trainierenden Hunde und die geschickten Menschen dort sah. Seitdem habe ich immer intensiv mit Hunden trainiert. Es gab nur wenige Pausen, denn für mich ist das Leben mit einem Hund eine Lebensweise. Und ich habe in vielen Disziplinen Wettkämpfe bestritten: in der Fährtenarbeit, in der Suche und in den letzten Jahren etwas mehr im Obedience. Jetzt nehme ich noch ein wenig an IGP-Wettkämpfen teil und konkurriere auch in IGP-R, eine Art Rettungssuche.

Ich habe auch schon mit dem Cocker Spaniel an Wettkämpfen teilgenommen, aber es lief nicht besonders gut, um es mal so zu sagen. Von dem Moment, als er aus dem Auto sprang, bis zu dem Moment, wenn ich ihn wieder ins Auto gesetzt habe, hat er ständig und überall geschnüffelt. Ich verstand nichts davon, wie man trainiert. Ich hatte keine Ahnung, wie man es für den Hund wertvoll macht, wie man Motivation aufbaut. Man trainierte einfach die Übungen und hoffte, dass der Hund sie auch im Wettkampf durchführt.

Wie kam es, dass du verstanden hast, was der Hund will und wie der Hund denkt?

Maria Brandel: Ich habe sehr früh an Kursen und Seminaren teilgenommen. Dadurch öffnete sich eine ganz neue Welt für mich. Dort traf ich Menschen, die etwas anders dachten und handelten, als man es vielleicht in meinem Heimatclub tat. So habe ich immer mehr verstanden, was man dem Hund beibringen muss und wie. Vor allem, damit es am Ende für den Hund genauso spaßig ist wie für mich.

Wie funktioniert das genau?

Maria Brandel: Erstens: dem Hund alles mit Belohnungen beizubringen. Es geht darum, ihm zu zeigen, dass es eigentlich ein Spiel ist. Dabei kannst du seine Motivation wecken und deinem Hund viele wertvolle Dinge beibringen, die du später im Training nutzen kannst. Zweitens: den Hund genau zu beobachten und zu versuchen, ihn zu verstehen. Es ist schwierig zu sagen, worin ich gut bin, weil ich eher darüber nachdenke, was ich verbessern könnte. Aber ich glaube, dass ich ziemlich gut darin bin, mit meinem Hund zu trainieren, denn ich denke nicht so sehr darüber nach, was der Hund gut oder nicht so gut kann. Stattdessen trainiere ich, ohne zu bewerten. Wenn ich sehe, dass ein Hund vielleicht nicht so schnell laufen kann, frage ich mich, was ich dagegen tun kann. Kann ich ihm beispielsweise helfen, seine Muskeln besser einzusetzen?

Es ist auch ein wichtiger Teil des Trainings, dass man früh damit beginnt, Parcours zu laufen. Das bedeutet, dass man einen klaren Anfang und ein klares Ende hat, und einen Plan dazwischen. Das Ziel ist, dass der Hund die ganze Zeit über konzentriert ist. Wenn ich das am Anfang mit einem kleinen Welpen mache, geht es wirklich nur darum, dass ich dem Hund beibringe, zu spielen. Ich spiele einen Parcours mit drei Kegeln und vielleicht fünf Metern Abstand dazwischen, und will den Hund dazu bringen, sich hundertprozentig auf das Spielzeug zu konzentrieren. Das ist der erste kleine Schritt, der nach sehr vielen Schritten zu 15 Minuten bei der Weltmeisterschaft ohne jegliche Belohnung wird. Ich fange mit ihm als Welpen an, so dass ich viel Zeit habe, um das langsam, aber sicher aufzubauen. Außerdem geht es um das Wohl des Hundes. Er soll sich wohlfühlen, wenn er zu einem Wettbewerb kommt und keine schlechten Gefühle entwickeln, weil er die Situation nicht wiedererkennt. Ein weiterer wichtiger Baustein, den man braucht, um erfolgreich zu sein, ist deshalb das Wettkampftraining.

Was meinst du mit Wettkampftraining?

Zwischen dem Training und einem Wettbewerb liegen Welten. Deshalb trainiere ich die Wettbewerbssituation schon im Welpenalter. Das Training umfasst alles, was der Hund wissen muss, damit er sich im Wettkampf nicht anders verhält als sonst. Das ist sehr schwierig, weil Hunde sehr gut darin sind, schnell Situation zu erfassen und Unterschiede zu bemerken: Im Wettkampf ist Frauchen nervös und verhält sich vielleicht ein bisschen seltsam, dann sind da viele Menschen und viele Hunde, all‘ die Belohnungen sind weg und wir stehen außerhalb des Rings und warten. Und dann gehen wir rein und fangen gleich ohne direkte Einleitung an. Wenn fünf oder zehn solcher Dinge zusammenkommen, kann dies zu einem Problem werden. Es macht dem Hund dann keinen Spaß. Also geht es darum, dass der Hund diese Dinge bereits an einem normalen Trainingstag kennenlernt. Beim Wettkampf wird er nur noch feststellen, dass Frauchen ein wenig anders ist als sonst. Aber wenn dies der einzige Unterschied ist, macht das nichts. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er auf Ihre Nervosität reagiert, sehr gering.

Bist du vor einem Wettkampf nervös?

Maria Brandel: Manchmal ja, manchmal nein. Das hängt sehr von der Tagesform ab.

Sind deine Hunde nervös?

Maria Brandel: Nein, eher aufgeregt. Bei der Obedience-Weltmeisterschaft in Spanien 2023 zum Beispiel war Oj so aufgeregt, als er den Applaus hörte, dass ich ihn kaum noch bei mir halten konnte. Es war, als wollte er sagen: „Jetzt gehe ich rein und zeige allen, was ich kann.“ Seine Eifrigkeit, auf den Platz zu gehen, war beinahe das Schönste an der ganzen Weltmeisterschaft. Dieses Gefühl ist Gold wert. Wertvoller als die Silbermedaille an sich, würde ich sagen.

Arbeitest du mit Korrekturkommandos?

Maria Brandel: Wenn meine Hunde einen Fehler machen, sage ich vom ersten Tag an „Oj“ (schwedischer Laut, der Überraschung ausdrückt; Anmerkung der Redaktion) – mittlerweile sage ich allerdings „Oops“, weil mein Hund Oj heißt. Da bin ich sehr sorgfältig. Damit meine ich nicht, dass der Hund etwas Verbotenes getan hat oder er es nicht tun darf. Aber es bedeutet, dass er sich einen Schritt von der Belohnung entfernt hat. Ich möchte direktes Feedback geben, wenn etwa falsch ist. Sprache als etwas Negatives zu sehen, ist nicht gut. Es kommt darauf an, wie man sie einsetzt. Ich möchte keinen Hund, der es schwierig findet oder der aufhört zu arbeiten, wenn etwas falsch ist. Ich möchte eine starke Verdammt-nochmal-Einstellung. Sprich, wenn ich zu meinem Hund sage, dass etwas falsch ist, möchte ich, dass er zurückkommt und sagt: „Ok, was soll ich stattdessen tun?“

Trainierst du mehr vor einem Wettkampf?

Maria Brandel: Das hängt sehr von dem Hund ab. Grundsätzlich trainiere ich das ganze Jahr über viel, mit ein paar Ruhepausen zwischendurch, und ziehe das Pensum vor den Wettkämpfen nochmal an. Mein jetziger Hund ist aber so temperamentvoll, dass ich besonders viel mit ihm trainieren muss, damit er nicht zu überdreht ist und ein bisschen ausgeglichener wird.

Was ist deine persönliche Trainingsphilosophie?

Maria Brandel: Das Allerwichtigste ist, dass der Hund das Training die ganze Zeit über spaßig findet. Du wirst nie gut in einer Weltmeisterschaft abschneiden, wenn du einen Hund hast, der keinen Spaß an seinen Aufgaben hat. Dann trainierst du einfach nicht genug – und das gilt sowohl für ambitionierte Anfänger als auch für diejenigen, die nur ein bisschen für den Hausgebrauch trainieren möchten. Die Essenz meines Trainings ist deshalb, den Hund zu motivieren und ihm Freude am Training zu bereiten. Dann lösen sich viele Probleme von selbst. Zweitens: Ich möchte, dass mein Hund die Summe seiner Aufgaben versteht. Ich investiere deshalb sehr viel Zeit in die Grundlagen. Darum geht es auch in „Bästa starten“, dass der Hund ein großes Wissen erwirbt und wirklich versteht, was er die ganze Zeit tun soll.

Glaubst du wirklich, dass man alle Probleme mit seinem Hund lösen kann?

Maria Brandel: Die meisten kann man lösen. Eine kleine Ausnahme ist vielleicht, wenn der Hund sehr ängstlich ist oder zu Aggressionen neigt. Das macht es in jedem Fall schwieriger. Und dann hat jede Rasse natürlich individuelle physische Voraussetzungen. Es wäre nicht besonders fair, mit einer Bulldogge in der höchsten Obedience-Klasse konkurrieren zu wollen. Aber ich glaube, dass man Hunden viel beibringen kann. Das ist etwas, das ich gelernt habe und was ich immer noch faszinierend finde: ich bin ziemlich gut darin geworden, im Training Dinge breit und gut zu machen. Aber das könnten alle, mich eingeschlossen, so unglaublich viel besser machen. Denn es ist so einfach zu sagen, mein Hund ist so oder so. Aber man spricht fast nie darüber, so und so bin ich als Trainer. Dabei bist du derjenige, der die besten Voraussetzungen hat, verschiedene Dinge zu ändern. Ich würde sogar sagen: Je mehr man versteht, wie viel es von einem selbst abhängt, desto besser kann man das Training gestalten.

Hast du ein Beispiel dafür?

Maria Brandel: Wir wissen, dass der Hund gut in dem wird, was er oft tut. Deshalb ist es wichtig, dass der Hund das tut, was man von ihm möchte, denn dann wird er darin gut. Umgekehrt: wenn man den Hund viel Unsinn machen lässt, wird er auch darin gut, weil es einfach so funktioniert. Schauen wir uns als Beispiel die Alltagsgehorsamkeit von Hunden an: ein häufiges Problem zum Beispiel ist ja, dass er sich ein wenig bei Hundebegegnungen aufregt. Wenn du dich also entschieden hast, dass du dieses Verhalten nicht möchtest, solltest du dich fragen: Ok, was möchte ich stattdessen? Was soll mein Hund machen, wenn wir einen anderen Hund treffen und besonders, wenn es etwas eng ist? Die Antwort kann heißen: ich möchte, dass er an meiner Seite kommt, nahe bei mir geht und mich anschaut. Und wenn man das macht und sofort darauf trainiert, würde ich sagen, dass 90 bis 95 Prozent aller Probleme verschwinden. Nicht 100, aber eben sehr viele. Sei deshalb bei der Ausbildung deines Welpen immer einen Schritt voraus und lasse nicht zu, dass er sich schlechte Angewohnheiten aneignet. Beobachte ihn permanent und werde dir darüber klar, ob du dieses Verhalten möchtest oder nicht. Und zwar sobald man eine Tendenz zu etwas Unerwünschtem sieht.

Wie bewertest du deine Erfolge als Silbermedaillen-Gewinnerin bei den Obedience-Weltmeisterschaften 2021 in der Schweiz und 2023 in Spanien?

Maria Brandel: Eigentlich messe ich ihnen nicht viel Bedeutung bei. Ich trainiere nicht für die Wettkämpfe. Für mich geht es darum, einen Hund zu haben, mit ihm Zeit zu verbringen, viel mit ihm im Wald zu sein und lange Spaziergänge zu machen. Aber ich mag Wettkämpfe, weil ich jeden als eine Art Prüfung sehe. Zu Hause in der Küche sind wir alle Weltmeister. Aber rauszugehen und zu testen, ob ich dem Hund das beigebracht habe, was ich wollte und was ich mir vorgenommen hatte – das macht mir Spaß. Denn es ist manchmal schwer, den Hund dazu zu bringen, im Wettkampf genauso gut zu performen wie im Training, das ist an sich schon eine ziemlich große Herausforderung. Aber die Wettkämpfe - nun, mit zwei Silbermedaillen bin ich vielleicht eher der beste Verlierer der Welt? (lacht).

Du hattest auch tolle Weltmeisterschafts-Erfolge mit einem Working Kelpie. Unterscheiden sich beide Rassen in der Ausbildung?

Die Ausbildung eines Border Collies und eines Working Kelpie hat viele Gemeinsamkeiten. Der Kelpie fragt jedoch viel mehr nach dem „Warum?“. Also musst du noch zielgerichteter daran arbeiten, die Motivation des Hundes aufzubauen, und immer einen Grund liefern, warum ihr etwas tut, um seine Motivation aufrecht zu erhalten. Da ich zuerst einen Kelpie hatte, bin ich das gewohnt und finde das nicht schwierig. Aber meine Schwester, die nur Border Collies kennt, findet Kelpies wegen genau dieses Aspekts schwerer zu trainieren.

Warum magst du Obedience am meisten?

Maria Brandel: Tue ich gar nicht. Ich mag eigentlich Nasenarbeit, Fährten und Suche viel mehr. Sagen wir so: ich finde eigentlich jeden Hundesport toll. Es war eher Zufall, dass es gerade Gehorsam geworden ist.

Die skandinavischen Hundesportler sind im Obedience seit Jahren führend. Woran liegt das?

Maria Brandel: Ich glaube, das liegt daran, dass es hier im Norden ziemlich viele Obedience-Begeisterte gibt. Viele pflegen einen guten Kontakt zueinander und haben regen Erfahrungsaustausch, von dem man viel lernen kann. Es ist nicht so, dass jeder jeden liebt, aber ich denke, dass eine gegenseitige Achtung vorherrscht, über die wir sehr froh sein können. Man ist auch weit darin gekommen zu verstehen, was der Hund können muss, um bei Wettbewerben gut abzuschneiden, abgesehen von den spezifischen Übungen.

Allerdings bleiben die Schweden eng in ihrer eigenen sportlichen Bubble. Ich mache Obedience, der andere macht IGP, der Dritte macht Rally-Obedience, der Nächste Freestyle-HTM (Dogdancing; Anmerkung der Redaktion) und jeder bleibt unter sich. Das finde ich ziemlich blöd. Alle Sportarten haben irgendetwas Besonderes; probiere alle aus, denn du kannst immer eine Menge guter Ideen mitnehmen. Das ist eines der Dinge, die ich gerne betonen möchte.

Wie viele Hunde hast du im Moment?

Maria Brandel: Aktuell habe ich nur einen Malinois.

Nach welchen Kriterien wählst du einen neuen Trainingspartner aus?

Maria Brandel: Die letzten Jahre habe ich nicht gewählt. Der Working Kelpie, den ich hatte, war noch unverkauft bei der Züchterin. Ich wollte damals keinen eigenen Hund, also habe ich ihr vorgeschlagen, dass er bei mir einziehen und etwas Training bekommen kann. Gesagt, getan. Sie hat eine Menge potentieller Käufer zu mir geschickt, aber ich habe alle wieder nach Hause geschickt. Am Ende war sie so verärgert, dass sie mir seine Ahnentafel gegeben hat und sagte: „Jetzt kannst du mit ihm machen, was du willst!“ So kam ich zu meinem Kelpie. App und Oj, die beiden Border Collies, mit denen ich an den Weltmeisterschaften teilgenommen habe, gehören meiner Schwester. Die Auswahl des Malinois hatte ich dem Züchter überlassen. Ich habe ihm erklärt, was ich wollte und welche Art von Hund mir wichtig war. Ich reise durch das ganze Land und sogar ins Ausland, deshalb brauche ich einen stabilen Hund, der niemanden frisst. Ich werde mir vielleicht im Frühjahr noch einen Welpen holen. Ich sollte vielleicht ein bisschen darüber nachdenken, damit ich der Züchterin beschreiben kann, was ich will. Und dann hoffe ich, dass sie mir dann bei der Auswahl eines passenden Welpen behilflich ist.

Ich bin da nicht so vorsichtig. Ich suche nicht nach einem Superhund, weil ich mit dem Hund, den ich bekomme, genauso gut trainieren werde wie immer. Ich habe nie einen Hund abgegeben, weil er nicht gut genug war; stattdessen habe ich immer die behalten, die ich gekauft habe und im Training nie aufgegeben. Eine schöne Fußarbeit drückt für mich Kraft aus und zeigt, dass der Hund aktiv arbeitet. Sie ist die Basis für die meisten anderen Übungen.

Wie viel Aufwand betreibst du, um diese perfekt auszubilden?

Die Freifolge ist unglaublich komplex. Sie beinhaltet so viele verschiedene kleine Teile, also wird sie niemals perfekt sein. Es gibt immer Verbesserungspotenzial. Sie hat ziemlich viel mit dem Energielevel des Hundes zu tun, denn für eine gute Freifolge muss der Hund sehr ausgeglichen sein. Er darf nicht zu ruhig und nicht zu hitzig sein. Und er muss in einer guten Stimmung sein, finde ich. Ich möchte, dass mein Hund es mag, Fuß zu gehen, und dass es recht frei und harmonisch aussieht. Ich arbeite in der Grundausbildung darauf hin, dass er den Schwanz oben hat und dass er mutig und fröhlich ist. Was die Technik angeht, so arbeite ich immer an den einzelnen Teilen. Ich nehme die Schwachstellen aus der gesamten Freifolge heraus und versuche anschließend irgendwie, sie wieder in das Ganze einzufügen. In Obedience-Wettkämpfen spielt die Freifolge eine wichtige Rolle, weil sie punktemäßig einen Koeffizienten von 4 hat und die Positionen aus der Bewegung einen Koeffizienten von 3 haben. Das sind zusammen also 70 Punkte, die aus der Freifolge kommen. Viele, die Obedience betreiben, sind sehr darauf bedacht, dass die Hunde rennen wie verrückt. Bei der Weltmeisterschaft in Spanien aber wurde nicht die Geschwindigkeit der Übungen bewertet, sondern ob du einen Hund hattest, der ziemlich gut darin war, bei Fuß zu gehen.

Wie wichtig ist es für dich, dass das Training perfekt ist?

Maria Brandel: Das Training ist niemals perfekt. Wenn das Training perfekt ist, dann hast du viel zu niedrige Anforderungen, würde ich sagen.

Welche Ausbildungsschritte sind am wichtigsten, um die nächste Stufe zu erreichen?

Maria Brandel: Ich habe ein Motto, nach dem ich strebe und das sowohl für mich als auch für meinen Hund gilt: Wenn wir uns nicht verbessern, dann verschlechtern wir uns. Deshalb treibe ich den Schwierigkeitsgrad meines Trainings immer voran. Ich mache kaum Übungen, die der Hund schon kann, sondern baue Herausforderungen ein und lasse es immer schwieriger werden. Das halte ich für extrem wichtig. Und es macht auch Spaß! So wird es nie langweilig zu trainieren, denn du musst deinem Hund immer einen Schritt voraus sein und ziemlich viel Fantasie haben. Dazu gehört auch, den Hund nicht mehr ständig für supereinfache Verhaltensweisen zu belohnen. Denn wenn der Hund ständig Belohnungen für sehr einfache Verhaltensweisen erhält, wird es schwieriger, ein Ganzes aufzubauen. Im Wettbewerb heißt das nicht, dass ich nicht wie verrückt belohne. Das gilt für neue Dinge, aber da komme ich ziemlich schnell drüber weg. Dann möchte ich noch ergänzen, dass du es mit der Ausbildung nicht eilig haben solltest. Es geht nicht darum, dass der Hund möglichst früh an Wettkämpfen teilnimmt. Mein Border Collie fing an, als er 1,5 Jahre alt war. Die Hündin, die ich vorher hatte, war bei ihrem ersten Wettbewerb in der höchsten Klasse dagegen vier Jahre alt.

Sollte man so früh wie möglich anfangen, mit seinem Hund zu trainieren? Oder ist es auch okay, wenn man einen älteren Hund hat?

Maria Brandel: Beides ist möglich. Es macht viel Spaß, mit Welpen zu trainieren, weil er auf das Lernen neuer Dinge ausgerichtet ist. Wenn es ein Welpe ist, dann erfolgt das Training in spielerischer Form, aber das ist immer der Fall. Es hört nie auf. Also, selbst wenn ich einen erwachsenen Hund bekomme, den ich trainieren soll, trainiere ich auch in sehr spielerischer Form. Ich fange ungefähr gleich an, egal ob ich einen Welpen oder einen Erwachsenen habe, die Herangehensweise ist mehr oder weniger dieselbe.

Muss man mit einem älteren Hund anders trainieren als mit einem jüngeren Hund?

Maria Brandel: Das hängt sehr davon ab, was man vorher mit ihm gemacht hat. Ich neige dazu, ihn wie gewohnt zu trainieren, aber ich denke mehr über seine körperliche Verfassung nach. Ich wähle also Übungen aus, bei denen er mithalten kann, sich nicht verletzt oder eine Körperseite überanstrengt.

Aber kommen wir zurück zum Buch. Ihr habt es für alle Hundesportarten konzipiert. Wie ist das möglich?

Maria Brandel: Das ist eine tolle Frage, denn es ist wirklich für jeden geeignet. Denke mal so: In welchem Hundesport brauchst du gute Belohnungen? In jedem, oder? In welchem Hundesport brauchst du einen Hund, der konzentriert und beschäftigt ist? In allen. In welchem Hundesport brauchst du einen Hund, der alles geben kann? Nicht unbedingt in allen, aber in den meisten. Für welchen Hundesport brauchst du einen Hund, der stillhalten kann? Für welchen Hundesport brauchst du einen Hund, der laufen kann? Der beste Anfang besteht aus vielen Grundlagen, die man dem Hund beibringt. Dann hast du die besten Puzzleteile, um sie anschließend für deinen speziellen Sport zusammenzufügen.

Ein Beispiel aus dem Buch: Wenn man den Hund rausschickt - egal, ob er eine Person im Wald suchen soll oder ob man ihn in ein Quadrat schickt - dann will man einen Hund, der genau in die Richtung laufen kann, die man zeigt. Wenn du mit ihm die im Buch beschriebene Anleitung „Achtung, fertig, los“ übst, dann hast du deinem Hund beigebracht, nach vorne zu schauen, den Blick in die Richtung zu richten, in die er laufen soll. Es ist auf der Suche, also kann es sein, dass er einfach nach vorne schaut, ist er auf der Box? Ja, aber dann haben Sie dem Hund beigebracht, nach der Box zu suchen und den Blick auf die Box zu richten, und wenn der Hund dann weiß, wohin er richtig laufen soll? Dann wird es einen geben. Dann bekommt man einen guten Fokus auf die Box, man bekommt auch eine gute Geschwindigkeit, denn wenn der Hund weiß, wohin er geht und nicht nachdenken muss, dann ist es viel, viel einfacher mit der Geschwindigkeit. Das ist also ein Beispiel für eine Grundübung.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass es in dem Buch für jede Übung eine Checkliste gibt, die man durchgehen kann. Jetzt kann der Hund das, abhaken, jetzt kann der Hund das, abhaken. Das ist bei allen Übungen im „Bästa starten“ so. Darin sind sehr viele Grundlagen, von denen du nicht weißt, was du mit deinem Welpen oder Junghund oder erwachsenen Hund trainieren sollst. Wenn du alles getan hast, was in den Checklisten steht, verspreche ich, dass es sehr einfach sein wird, die Übungen zu trainieren.

Deine Partnerin Siv hat einen Monitoring-Background. Wie habt ihr euch gefunden und wie sieht eure Zusammenarbeit aus?

Maria Brandel: Wir lernten uns kennen, als Siv einige Kurse für mich gab. Nach einer Weile begann sie dann, selbst Kurse zu geben, und ich fand sie sehr kreativ, und das ist sie immer noch. Sie denkt immer über den Tellerrand hinaus. Also habe ich sie kontaktiert und gefragt, ob wir nicht etwas zusammen machen sollten. Und sie sagte: Ja, aber natürlich sollten wir das tun, und seitdem machen wir es. Siv wohnt in Südnorwegen, also etwa 8 Stunden entfernt. Aber wir telefonieren eigentlich jeden Tag, und wir reden fast immer, wenn jemand auf einem Kurs oder einem Wettbewerb war. OK, was hast du auf diesem Kurs gelernt und was hast du dort gelernt und worüber müssen wir dort mehr nachdenken? Was ist bei diesem Wettbewerb passiert? Was müsstet ihr besser machen? Wie könnte man das machen? Vor der Coronazeit haben wir uns oft getroffen, aber während Corona haben wir gelernt, dass es durchaus möglich ist, mit Zoom und Teams zu arbeiten. Wir machen das sehr oft, also wir arbeiten viel online, wenn wir Bücher schreiben und wenn wir arbeiten. Wir haben eine Menge Schulungsmaterial. Wir haben zum Beispiel eine Menge Schulungen für andere Ausbilder in Schweden.

Wie hat es gedauert, bis euer Buch fertig war?

Maria Brandel: Ich glaube, etwa sieben, acht Monate. Wir hatten vorher aber schon lange darüber nachgedacht. Wir hatten nicht nur alles im Kopf, wir haben auch viel geübt und in einem Kurs getestet, bis wir das Gefühl hatten, dass wir fertig sind. Dann mussten wir alles nur noch niederschreiben.

Was ist dein nächstes sportliches Ziel?

Maria Brandel: Ich habe eigentlich gerade keins. Ich halte mich momentan mit den Wettkämpfen tatsächlich ein bisschen zurück und bin mir noch nicht sicher, wie viel ich dieses Jahr investieren möchte.

Warum?

Maria Brandel: Ganz einfach: Wenn man an der Spitze bleiben will, erfordert das unglaublich viel Zeit. Ich habe das so viele Jahre gemacht und es nimmt so viel Zeit von anderen Teilen des Lebens.

Aber du machst weiter, oder?

Maria Brandel: Ja, ich liebe es, zu trainieren, und das werde ich mein ganzes Leben lang tun, unabhängig davon, ob es ein hochrangiges Projekt wird oder nicht. Aber ich stehe an einem Scheideweg, vielleicht brauche ich ein Jahr Pause oder so und komme dann wieder zurück.

Hast du Tipps oder einen Rat für alle Hundebesitzer da draußen?

Maria Brandel: Erstens: dass man darauf achtet, Spaß zu haben, sowohl du als auch der Hund. Zweitens: Halte dir die ganze Zeit vor Augen, wie viele unterschiedliche Hunde es gibt. Es gibt welche, die sich weiterentwickeln, und es gibt so viele, die bestimmte Dinge gut können. Gib deshalb nicht dem Hund die Schuld, wenn es nicht gut läuft. Es kann an ihm liegen, dass es nicht gut läuft, weil Hunde unterschiedliche genetische Voraussetzungen haben. Aber wenn man will, kann man fast immer einen Weg nach vorne finden. Also arbeite weiter, gib nicht auf und lerne vor allem selbst mehr und denke nicht so viel darüber nach, warum der Hund so ist oder so tut. Überlege stattdessen, was du tun kannst, damit es besser wird. Drittens: sich weiterzuentwickeln, besser zu werden, denn das ist eine der wichtigsten Sachen, sich ständig zu verbessern. Und Viertens: Den nächsten Schritt im Training gehen, herausfordern, sich entwickeln, die Fantasie nutzen und den Austausch mit anderen Obedience-Sportlern suchen, von ihnen lernen und Erfahrungen sammeln.

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