Wer gewinnt hat Recht!

Ideenreichtum, Experimentierfreude und Beharrlichkeit im Hundesport

 

Mut zur Veränderung

„Die Definition von Wahnsinn ist immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." - Albert Einstein

 

Weshalb ein individuell auf den jeweiligen Charakter des Hundes zugeschnittenes Training die Erfolgsaussichten wesentlich verbessert, wurde bereits in Ausgabe 17 des Sporthund Magazins kurz erläutert. Wie spezifisch und unkonventionell das Training dabei ausfallen kann, ist allein der Vorstellungskraft und Aufgeschlossenheit desjenigen überlassen, der das Training anleitet. Hin und wieder müssen neue Wege gefunden und gegangen werden, um den notwendigen Zugang zum Hund zu bekommen, damit dieser die gewünschte Motivation für eine bestimmte Übung zeigt. 

Harmonie in der Fussarbeit will heute jeder sehen!

 

Was bei dem einen Hund funktioniert, führt beim nächsten womöglich in eine Sackgasse und neue Erkenntnisse werden oftmals aus der Not heraus gewonnen.

Findige Köpfe haben bereits eine Vielzahl von Methoden und Kniffen ausgetüftelt, die bei so manchem Hund den Durchbruch bringen können. So wird der Unterordnungsmuffel auf einmal zum Streber, wenn man ihm die entsprechenden Übungen während des Schutzdienstes abverlangt, bei dem sein Herz jedes Mal höher schlägt. Denn hier weiß er, dass er anschließend zur Belohnung zum Versteck laufen darf, wo sein Spielpartner ihn erwartet. 

Der übermotivierte THS-Hund, der zum Zwicken und Bedrängen neigt, wird nur noch für das Stoppen und Abdrehen, bzw. das Nicht-Überspringen der Hürden beim Hundeführer mit Futter bestätigt. Allein für die Fußarbeit oder das Gehen an lockerer Leine gibt es unzählige verschiedene Übungen, von denen jede bei einem bestimmten Hundetyp mit der passenden Baustelle den erhofften Effekt haben kann. 

Welches Ziel man auch verfolgt: Es gilt, sich einen realistischen Überblick über den eigenen Trainingsstand zu verschaffen, die Schwächen ausfindig zu machen und durch Informieren, Überlegen und Ausprobieren den richtigen Weg für sich und seinen Hund zu finden. Natürlich stellt der Erfolg sich nicht über Nacht ein. Allerdings sollte auch nicht nur der Weg das Ziel sein.

 

 

Viele verschiedene Wege führen zum Ziel

 

Aus einigen guten Einfällen konnten in der Vergangenheit auch tolle Produkte entwickelt werden und Einzug in den Trainingsalltag von Hundesportlern halten. Das Magnetballsystem zum Beispiel lenkt den Fokus für die Positionierung in der Unterordnung exakt auf die gewünschte Stelle und die Bringselpeitsche kann als effektives Werkzeug zur Umkonditionierung bei unsicheren Hunden dienen, bei denen das Geräusch der Peitsche im Schutzdienst bis dato Fluchtverhalten ausgelöst hat.  

Für einen weder mit Futter noch mit Spielzeug gut zu motivierenden Hund kann ein Echtfell-Dummy den entscheidenden Unterschied ausmachen. Häufig ist erst Vorarbeit notwendig, um danach das eigentliche Problem angehen zu können. Vor dem Einsatz von Dummies zur Bestätigung macht gegebenenfalls ein Reizangeltraining Sinn, durch das die Beute den erforderlichen Stellenwert für den Hund erhält. So wie die Beisswurst-Peitsche durch das gemeinsame Spielen erst positiv verknüpft werden muss, bevor sie das bisher unliebsame Geräusch von sich geben darf.

Dem Hundesportler wird sein Einfallsreichtum in erster Linie beim praktischen Aufbau der Übungen abverlangt, welcher nach Methode XY auch nach ausreichend häufigen Wiederholungen nicht das gewünschte Resultat gebracht hat. Häufig steckt der Teufel dabei im Detail. Wie lange geht das Training und in welchen Zeitabständen wird trainiert? Welche äußeren Umstände haben Einfluss auf den Lernerfolg? Womit, wann und wo genau wird bestätigt? In welche Richtung wird beispielsweise geworfen? Kommt das Triebziel zum Hund oder holt der Hund es sich ab?

 

Alles zu seiner Zeit

 

Marina erzielt bei ihrer Jette wesentlich bessere Lernerfolge, seit sie durch Ausprobieren die optimale Dauer und das Intervall der Trainingseinheiten für sie herausgefunden hat. Eine neue Übung lernt Jette jetzt nur etwa fünf bis zehn Minuten lang mit voller Konzentration. Gleich im Anschluss darf sie dann spielen und toben. Erst ein bis zwei Tage später wird das Erlernte dann abgerufen und wiederholt. Wenn nach einigen Wiederholungen sichergestellt ist, dass die Übung verstanden wurde, kann ein Fine-tuning in längeren Trainingseinheiten erfolgen. Marina hat festgestellt, dass Jette sich neue Dinge am besten mit relativ langen Zwischenpausen merken kann. Im Gegensatz dazu kann und muss ihre Hündin Aenna in längeren Sessions gefordert werden, um ausgelastet und zufrieden zu sein. Eine Besonderheit stellt Aennas Wirkung auf eine weitere Hündin im Verein dar. Als Bezugshund für Lara, gibt allein ihre Anwesenheit auf dem Hundeplatz der Angsthündin mehr Sicherheit und erhöht ihre Aufmerksamkeit im Training.

Bei Swantje war der Faktor Zeit eher in Form von Beharrlichkeit ausschlaggebend. Obwohl ihr Hund Duke die längste Zeit kein Interesse an Spielzeugen hatte, konnte sie ihn durch tägliches Spiel mit dem Ball, über ein halbes Jahr lang, schließlich doch noch dafür begeistern und diesen dann zur Bestätigung im Training einsetzen. Bei Duke war es tatsächlich wichtig, ihm kontinuierlich und konsequent die Freude am Spiel mit dem Ball zu vermitteln und sich nicht durch das Ausbleiben von raschen Fortschritten entmutigen zu lassen.

  

Wer nicht kämpft, hat schon verloren

„Auch eine schwere Tür hat nur einen kleinen Schlüssel nötig.“ Charles Dickens

 

Carola und ihr Nunjo mussten sich Trainingsfortschritte hart erarbeiten und vieles ausprobieren. Da Nunjo zu keiner Gehorsamsübung zu motivieren war und auch beim Hindernisparcours im THS keine Bestätigung darin fand, in dem für ihn langsamen Tempo von Carola über die Bahn zu laufen, schöpfte sie das gesamte Spektrum der positiven Verstärkung aus. Nach unbefriedigenden Ergebnissen beim Clickertraining und Shaping gelang es ihr schließlich über die Beutemotivation, aufgebaut über das Hetzen mit einem Hasenfellbeutel, den nötigen Zugang zu Nunjo zu bekommen. Auf sehr kurz gehaltene Unterordnungseinheiten folgte die Freigabe und er durfte Vollgas über den Platz rennen und den Beutel holen. Als die Trieblage hoch genug war, lenkte sie wieder zur Belohnung bei ihr um. Nach diesem Durchbruch brachte es das Team dann bis in die höchste Leistungsklasse im THS-Vierkampf.

Ich selbst habe mit meiner Schäferhündin Alma erst mit dem Schutzdienst-Training begonnen, als sie bereits vier Jahre alt war. Vorher habe ich ihr konsequent vermittelt, dass jegliches Territorialverhalten sowie Zug auf der Leine generell unerwünscht sind, anstatt ihr die Möglichkeit zu bieten, dieses natürliche Verhalten in kontrollierter Umgebung auszuleben. Dadurch waren die Anfänge im Schutzdienst für sie leider geprägt von Unsicherheit und Verständnislosigkeit. 

Hätte ich im Training immer nur wiederholt, was bei Hunden mit anderer Vorerfahrung funktionieren mag, bei Alma aber eben leider nicht, wären wir jetzt sicher nicht da, wo wir mittlerweile sind und hätten viele tolle gemeinsame Erfolgsmomente verpasst. 

Da ich weiß, dass sie schnell begreift und Dinge bereitwillig umsetzt, sobald ich den richtigen Weg gefunden habe, um ihr zu vermitteln worum es geht, verschwende ich bei ihr keine Zeit mehr mit Ansätzen, die nach einer für sie angemessenen Zeitspanne noch keine positive Entwicklung erkennen lassen. Stattdessen äußert sich Beharrlichkeit bei uns im ständigen Aneignen und Erproben neuer Herangehensweisen, bis das fehlende Puzzlestück gefunden ist und es ganz plötzlich „klick“ macht. Und es macht immer „klick“, zuerst bei mir und dann bei Alma.

 Wer gewinnt, hat Recht!

Mit dem richtigen Mindset

„If you really want to do something, you’ll find a way. If you don’t, you’ll find an excuse.“  Jim Rohn

 

Dieser Beitrag soll Hundesportler dazu ermutigen, nach neuen Ansätzen zu suchen und beim Training zu experimentieren, anstatt bei ausbleibendem Erfolg voreilig die Flinte ins Korn zu werfen. Natürlich helfen feste Abläufe und Kontinuität im Training. Manchmal bringt aber gerade die Abwechslung den Fortschritt durch neu entfachte Motivation. Im besten Fall entdeckt man einen noch geeignetere Trainingsmethode für seinen Vierbeiner, als die bisherige und gelangt dadurch schneller und vor allem mit mehr Freude ans Ziel. 

Selbstverständlich kann nicht jeder Hund in jedem Bereich ein Spitzenlevel erreichen. Genau so wenig, wie jeder Mensch das kann! 

Ab einem gewissen Punkt muss man seinen Kameraden nehmen, wie er ist und sollte das Augenmerk auf die vielen vorhandenen Stärken und guten Eigenschaften legen, als nur auf das, was noch nicht so gut klappt. Nicht selten wird den Hunden auch Unrecht getan, indem ihnen Beschränkungen angedichtet werden, die Schuld daran sein sollen, dass das Weiterkommen sich so schwierig und langwierig gestaltet. In Wahrheit ist es aber zumeist die Bequemlichkeit des Hundeführers, die zum Stillstand führt. 

Wer angesichts von Schwierigkeiten in der Ausbildung bereit ist, aus seiner Komfortzone zu treten, aus alten Mustern auszubrechen und sich neuen Impulsen gegenüber zu öffnen und aktiv nach diesen zu suchen, dem wird sein Hund ganz sicher noch die ein oder andere positive Überraschung bescheren.

Und eins ist klar: Wer Erfolg damit hat, hat alles richtig gemacht, hat Recht! ?

 

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