Erst checken, dann füttern!

Dein Hund ist, was er frisst!

Superfoods sind reich an bestimmten Inhaltsstoffen und haben hierzulande viele Fans. Doch sind sie unbedenklich für den Hund?

 

Hand aufs Herz – fällt Euch beim Gemüseschnippeln auch immer mal ein Stück Karotte runter? Oder darf sich Euer vierbeiniger Liebling auch den Stielansatz von der Gurke abholen, manchmal sogar den Saure-Sahne-Becher leer schlecken? Da spricht – bei aller Konsequenz, was das Füttern vom Esstisch angeht – auch überhaupt nichts dagegen. Allerdings sind nicht alle Lebensmittel auch für Hunde geeignet. Dass Schokolade oder die grünen, solaninhaltigen Stellen an Nachtschattengewächsen wie Tomaten für Hunde sogar giftig sein können, dürften die meisten Hundehalter noch auf dem Schirm haben. Aber wie sieht es mit Superfoods aus?

Unter dem Begriff „Superfoods“ werden Lebensmittel zusammengefasst, in denen bestimmte Inhaltsstoffe in besonders hohem Maße enthalten sind. So gelten beispielsweise Chia-Samen unter anderem aufgrund ihrer Ballaststoffe, Goji-Beeren u.a. aufgrund ihres Vitamin-C und Cranberries u.a. aufgrund ihres Gehaltes an Antioxidantien als besonders gesund. Trotzdem wurde die Bezeichnung „Superfoods“ nicht Ernährungsexperten, Fachgesellschaften oder Ärzten geprägt, sondern von Leuten aus dem Marketing – es ist ein Werbebegriff, der gesetzlich nicht geschützt ist. Deshalb gibt es auch keine Regel, welche Lebensmittel als Superfoods gelten und welche nicht. 

Vitamin-C-reiche Früchtchen

Wenn der Hund Superfoods räubert, nimmt er also von bestimmten Inhaltsstoffen besonders viel auf. „Das wirft die Frage auf, ob ein Hund damit in eine Überversorgung geraten kann“, erklärt Katja Waible. Sie ist Ernährungsberaterin für Hunde im baden-württembergischen Malsch. „Allerdings hängt die individuell verträgliche Menge stark von der Größe des Tieres ab. Ein 40 Kilogramm schwerer Bobtail verträgt mehr als ein drei Kilogramm schwerer Yorkshire-Terrier.“

Viele Hunde lieben Früchte

In Obst, speziell Beeren, ist vor allem viel Vitamin C enthalten. Hunde sind aber nicht auf eine Zufuhr über das Futter angewiesen, denn im Gegensatz zum Menschen können sie es selbst bilden. Eine Überversorgung ist trotzdem unwahrscheinlich. „Beeren werden größtenteils unverdaut wieder ausgeschieden, weil Hunde ihr Futter kaum kauen. Die Zellwände bleiben so intakt und die Nährstoffe werden nicht herausgelöst.“ Zudem ist Vitamin C wasserlöslich; hohe Dosen werden einfach über die Nieren nach draußen befördert. 

Avocado mit giftigem Bitterstoff

Andere Superfoods hingegen enthalten Inhaltsstoffe, die mit Vorsicht zu genießen sind. Wusstet ihr, dass die gesamte Avocado-Pflanze Persin enthält? Der Bitterstoff ist giftig und vor allem in den Blättern, der Schale und dem Kern enthalten. Trotzdem ist der Inhaltstoff kaum bekannt, vielleicht, weil das reife Fruchtfleisch nur Spuren davon enthält und es als ungefährlich für den Menschen gilt. Anders unsere Haustiere: Sie hingegen scheinen auf Persin empfindlich zu reagieren. Sie zeigen Vergiftungssymptome und können nach dem Fressen versterben. Am besten untersucht wurde die Persin-Vergiftung an Mäusen, während zuverlässige Daten zur letalen Dosis bei Hunden fehlen. Deshalb: Finger weg!

Gefährliche Steine und Kerne

Problematisch ist für Hunde auch der Kern der Avocado. Durch seine reine Größe besteht akute Erstickungsgefahr, wenn ein Hund ihn verschlucken sollte. Doch auch kleinere Kerne können gefährlich werden. „Die Speiseröhre passieren sie meistens ungehindert, können sich aber im Darm verfangen und bei sehr kleinen Hunden zu einem Verschluss führen“, erklärt Katja Waible. Zudem enthalten die Kerne vieler Obstsorten Amygdalin, aus dem sich Blausäure freisetzen kann. Sie hemmt ein wichtiges Enzym, das für die Zellatmung zuständig ist und innerhalb von Sekunden zum Tod führen kann. 

Manche Nüsse sind giftig

Nüsse und Samen sind reich an pflanzlichen Reservestoffen, darunter im Schnitt 50 Prozent Fett. Zusammen mit den enthaltenen Kohlenhydraten und Eiweißen liefern Nüsse dadurch gute 700 Kilokalorien pro 100 Gramm. Sie sollten daher immer ein seltener Snack sein und nicht in Unmengen gefüttert werden. Zudem enthalten sie B-Vitamine, Vitamin E und sind gute Lieferanten für Mineralstoffe und Spurenelemente. Ferner sättigen die enthaltenen Ballaststoffe optimal. Zahlreiche andere wertvolle Samen und Kerne, wie zum Beispiel geschrotete Leinsamen, liefern ebenso viele Fettsäuren und Aminosäuren. 

Achtung: Erdnüsse können oft eine Allergie auslösen und sollten generell nicht an Hunde mit Herz- Nierenproblemen gefüttert werden. Paranüsse haben einen sehr hohen Selengehalt und sollten nur selten gefüttert werden. Gefährlich sind die Schalen von Walnüssen und Schwarznüssen. Sie können von einem Pilz befallen sein, der das giftige Roquefortin C bildet. Die Schalen sollten daher auch nicht zum Spielen genutzt werden. Giftig sind Macadamia (enthalten cyanogene Glycoside), Bittermandeln (enthalten Amydalin) und Muskatnuss (enthalten Elemicin, Myristicin und Safrol).

Hunde lieben Fisch und gesund ist es auch

Algen sind Jodbomben

Algen enthalten zahlreiche Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente, die eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den Organismus haben. Die in Algen vorkommenden Antioxidantien sollen sich positiv auf das Immunsystem auswirken und die Anfälligkeit für Infektionserkrankungen verringern. Vor allem aber sind Algen für ihren hohen Jodgehalt bekannt. Sie können daher helfen, den Bedarf des Hundes an dem Spurenelement zu decken, falls das Futter selbst zusammengestellt wird. „Damit der Hund nicht überversorgt wird, sollte die erforderliche Dosis unbedingt ausgerechnet werden“, erklärt Katja Waible. Sie empfiehlt einen der zahlreichen Jodrechner im Internet. Vorsichtig mit Algen sollten Halter sein, die ihr Tier mit Alleinfuttermitteln füttern. Sie müssen gesetzlich eine Zusammensetzung aufweisen, die den Hund bereits mit sämtlichen benötigten Nährstoffen versorgt. 

Omega-3-Fettsäuren aus Ölen

Fischöle wie Lachsöl, Dorschöl oder Lebertran und Pflanzenöle wie Hanf-, Lein-, Raps- oder Walnussöl sind reich an Omega-3-Fettsäuren. Sie gelten für Hunde als essenziell, weil sie sie nicht selbst produzieren können. Deshalb sollten sie über Öle ergänzt werden. Auf diese Weise tragen sie auch zu einem optimalen Verhältnis mit den Omega-6-Fettsäuren bei, die der Hund in der Rohfütterung über das Fleisch aufnimmt. Sie werden vom Hund aber nicht optimal verstoffwechselt, weswegen sie auch sparsam eingesetzt werden sollten. 

 

Man sieht: Superfoods können auch einen Beitrag zur gesunden Fütterung von Hunden beitragen. Allerdings sollten sie nicht unbedacht verwendet werden, denn Studien zur Bekömmlichkeit bei Hunden sind Mangelware. Zudem stammen viele Superfoods aus fernen Ländern und müssen aufwändig nach Deutschland importiert werden. Besser sind heimische Superfoods, denn auch hierzulande wachsen wahre Gesundheitsbooster. Die Auswahl ist groß: Heidelbeeren sind reich an Anthocyanen, Hagebutte an Vitamin C, Sanddorn an Vitamin E und Honigmelonen an Carotinoiden.

 

 

Hundeernährung braucht Beratung

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